Periphere Neuropathien
Problematik:
Lähmung
Taubheit
Schmerzen
Pathophysiologie
Nervenfasern, die sog. Axone, leiten motorische Signale von Gehirn und Rückenmark zu ihren peripheren Zielorganen wie Muskeln. Umgekehrt gelangen sensorische Signale über das periphere Nervensystem (blau) z.B. von der Haut zum Rückenmark (rot). Axonale Schädigungen in Nerven, z.B. durch Kompressionen, Unfälle, Diabetes oder Chemotherapie, führen zur Unterbrechung dieser Verbindungen und entsprechenden Funktionsverlusten. Diese zeigen sich in Form von Lähmungen, Taubheitsgefühlen und chronischen Schmerzen. Es entwickelt sich eine periphere Neuropathie, welche die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit von betroffenen Patienten erheblich beeinträchtig. Wenngleich verletzte periphere Nerven prinzipiell regenerieren können, ist eine funktionelle Genesung in erster Linie von der spontanen axonalen Regenerationsgeschwindigkeit abhängig. Insbesondere eine lange Regenerationsstrecke, wie bei Nervenschäden an Beinen und Armen, ist aufgrund der begrenzten axonalen Wachstumsrate von maximal ca. 1-2 mm pro Tag problematisch und würde eine Regenerationsdauer von mehreren Monaten bis zu Jahren bedeuten. Häufig ist eine vollständige Regeneration gar nicht mehr möglich, da eine zu lange Regenerationszeit zu irreversiblen Schäden der Zielstrukturen führen kann. Eine Behandlung ist deshalb oft sehr langwierig und geht mit hohen Therapie- und Rehabilitationskosten einher. Derzeitige Therapieoptionen beschränken sich, je nach Schweregrad, auf operative Eingriffe (u.a. Nervenrevision, Nervennaht oder Überbrückung) und konservative Maßnahmen wie z.B. Krankengymnastik oder Elektrostimulation. Neben der Regenerationsstrecke, bestimmen auch die Art der Schädigung und der Zeitpunkt der Behandlung den Erfolg der Regeneration. Eine klinisch etablierte Therapie, welche die Regeneration der Nervenfasern beschleunigen und somit auch qualitativ verbessern könnte, steht mo- mentan noch nicht zur Verfügung.
Ziel unserer Forschung ist daher die Entwicklung neuer Strategien zur Erhöhung der Regenerationsgeschwindigkeit von verletzten Nervenfasern. Dadurch würde nicht nur die Genesungszeit verkürzt, sondern auch irreversible Schädigungen verhindert bzw. reduziert. Eine neue Wirkstoffklasse, die im Tierexperiment diese Eigenschaften zeigt, wird momentan im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes am Lehrstuhl untersucht (PARREGERON).
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fischer
Zentrum
für Pharmakologie